Die Wildenburg – Stauferzeitliche Burgruine im Odenwald

Burg Wildenberg, besser bekannt als die Wildenburg, ist eine Burgruine im Odenwald. Erbaut um 1200 stammt sie noch aus der Zeit der Staufer und ist weitgehend im damaligen Baustil erhalten.
Die Ruine der einstigen Höhenburg liegt auf einem Bergsporn über dem Tal der Mud. Sie gehört zur Ortschaft Preunschen, einem Ortsteil von Kirchzell, im unterfränkischen Landkreis Miltenberg.

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Dieser Beitrag wurde zuletzt überarbeitet und erweitert am 25.05.2020.
Ruine Wildenburg – der berühmte Kamin aus dem Parzival

Geschichte der Burg

Die Herren von Dürn, verdiente Gefolgsleute der Stauferkaiser und Schutzvögte des Klosters Amorbach, gelten als Erbauer der Burg, deren Entstehung auf zwischen 1180 und ca. 1200 datiert wird.
Bereits in den Jahren 1271 und 1272 wurde die Burg jedoch nach finanziellen Schwierigkeiten der Besitzer teilweise an das Erzstift Mainz verkauft und später als Amtssitz der Mainzer Verwaltung genutzt. In den folgenden Jahren erlebte die Burg durch die geschichtliche Entwicklung der Machtverhältnisse und durch Verpfändungen aus Geldnot ständig wechselnde Herren. 1356 soll sie dann ein Erdbeben stark beschädigt haben.

In den Jahren 1400 bis 1511 wurde die Burg spätmittelalterlich ausgebaut. Der Westturm und die Sperrmauer durch den Burghof entstanden, die Kapelle wurde erneuert.
Die Burg war noch bis 1525 Sitz eines mainzischen Amtmannes des Amtes Amorbach.
Im Bauernkrieg waren es Bauern aus dem „Hellen Haufen“ des Ritters Götz von Berlichingen, die sie am 4. Mai 1525 niederbrannten. Seitdem ist sie eine Ruine.

Burg Wildenburg – Burghof

1803 kam die Burgruine durch die Säkularisation kurzzeitig an das Fürstentum Leiningen, dann 1806 an das Großherzogtum Baden. Schon 1810 wurde sie mit dem Gebiet um Amorbach Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und fiel schließlich 1816 durch Gebietstausch an das Königreich Bayern.

Heute ist die Burgruine ein beliebtes Wanderziel.

Architektur der Burg

Im Wesentlichen hat sich die annähernd rechteckige ca. 80 Meter lange stauferzeitliche, später kaum mehr veränderte Kernburg erhalten. Richtung Bergseite steht noch der Bergfried. An der Südseite befindet sich ein Torturm mit Stufenportal und Kapelle mit Apsiserker im Obergeschoss. Der geräumige Palas ist an die Talseite angelehnt.
Von hohem künstlerischem Wert sind die Fensterarkaden im Obergeschoss, die vergleichbar sind mit denen der Kaiserpfalz Gelnhausen und Burg Girbaden im Elsass.
Außer der späteren Trennmauer in der Mitte des Burghofes gab es kaum mehr eine bauliche Veränderung, weshalb die Wildenburg als eine der besterhaltenen stauferzeitlichen Burgen in Süddeutschland angesehen werden darf.

Südwestlich vorgelagert und etliche Höhenmeter über der Burg befindet sich die sog. Fels(en)burg, eine in die natürliche freiliegende Felsenformation eingearbeitete Höhle mit rechteckigem steinernen Eingangsportal. Vermutlich war es eine Art Vorburg zum Schutz der Spornseite.

Niederschrift des Parzival

Aufgrund von Beschreibungen, die Wolfram von Eschenbach in seinem Parzival vornahm, nimmt die Forschung an, dass Wolfram auf der Burg Wertheim den Beginn des Epos verfasste und auf einer „Burg Wildenberg“ fortsetzte. Im Parzival vergleicht Wolfram in seiner Beschreibung der Gralsburg Munsalvaesch die Feuer im dortigen Königssaal mit den bescheideneren Feuern auf der Burg seines Gastgebers: „Wer sah so große Feuer je/Hier bei uns in Wildenberg?“ Deshalb wird angenommen, dass Wolfram von Eschenbach einen Teil des Romans auf einer Burg Wildenberg geschrieben hat.
Missverständnisse entstanden, da Munsalvaesch oder Montsalvaesch auch direkt als Heilsberg oder wilder Berg gedeutet werden kann, weshalb über eine „Burg Wildenberg“ als Gralsburg spekuliert wurde. Damit kamen auch weitere Burgen gleichen Namens in die Diskussion, doch möglicherweise schöpfte Wolfram von Eschenbach seine Beschreibung des heiligen Berges auch nur aus der zeitgenössischen Paradiesliteratur.
Die Burg Wildenberg / die Wildenburg gilt jedenfalls als wahrscheinlicher Ort der Niederschrift des 5. Buches des Parzival.

Lage im Odenwald

Umgeben ist die Ruine von Wald, was ihrem Besuch einen weiteren Reiz gibt.

Reste des historischen Weges, kurz vor der Ruine

Meine Wanderung zur Wildenburg erfolgte im Oktober 2019. Ganz offensichtlich handelte es sich um ein sehr gutes Jahr, um Pilze zu sammeln.


Hintergrund-Informationen zum Beitrag

  • Sie finden die Wildenburg hier (Erreichbar ist sie nur zu Fuß)

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