Burg Gamburg – Kulturerbe von europäischem Rang hoch über dem Taubertal

In einem schon sehr früh besiedelten Gebiet (Siedlungsspuren sind aus der La-Tène-Zeit und dann ab der Urnenfelderzeit nachweisbar) liegt heute hoch über der Tauber die Burg Gamburg.
Ihr Name leitet sich von „Gammenburc“ im Sinne von „Gamans Festung“ ab, wohl einer Vorgängerbefestigung der heutigen Burganlage.
Bei der „Gamburg ob der Tauber“, heute offiziell „Burg und Burgpark Gamburg“ oder auch „Burg Gamburg“ genannt, handelt es sich um eine Mitte des 12. Jahrhundert erbaute Gipfelburg im gleichnamigen Ort Gamburg, einem Ortsteil der Gemeinde Werbach im Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg.
Die Burganlage wurde nie zerstört und war durchgehend bewohnt.

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Dieser Artikel wurde zuletzt überarbeitet und aktualisiert am 08.05.2020

Burg Gamburg, Blick aus dem gleichnamigen Ort
Innenhof der Burg Gamburg

Die Anlage liegt direkt oberhalb des Ortes auf dem 242,5 m hohen Schlossberg über der Tauber. Der historische Begriff „Oberes Schloss“ entstand zur Unterscheidung der von 1568/77 bis 1806/07 getrennten Herrschaft des „Unteren Schlosses Gamburg“.
Die Burg befindet sich seit 1546 in Privateigentum.

Geschichte der Burg

Zwar wurde die Burg, beispielsweise in der Renaissance, einige Male umgebaut, doch im Gegensatz zu vielen anderen Wehranlagen wurde sie nie zerstört und zeigt daher noch viele Elemente aus ihrer Gründungszeit.

Die heutige Anlage wurde Mitte des 12. Jahrhunderts von den Erzbischöfen von Mainz erbaut, erstmals 1157 als „castrum Gamburc“ erwähnt und zeitgleich dem Edelfreien Beringer von Gamburg (dem Hauptstifter des benachbarten Zisterzienserklosters Bronnbach) als Lehen übergeben.

Wächter am Eingangstor

Es handelt sich bei ihr somit um eine der ältesten Burganlagen im weiten Umkreis. Sie bildete für die Herrschaft Mainz einen wichtigen Stützpunkt gegenüber dem Einflussgebiet des Würzburger Erzstifts.

Beringer der Jüngere baute die Burg ab den 1180er Jahren aus und errichtete den außergewöhnlich repräsentativen Saalbau mit ursprünglich drei Saalgeschossen und Fußbodenheizung. Die in Europa einzigartigen „Barbarossa-Fresken“ im Hauptsaal (Details weiter unten im Absatz Die Burg in ihrer kulturhistorischen Bedeutung) zeigen großflächige Szenen des Dritten Kreuzzugs, an dem Beringer der Jüngere persönlich teilnahm.
Die Edelfreien von Gamburg starben jedoch bereits 1219 aus, die Burg fiel an Mainz zurück und wurde als Amtssitz mit Burgmannen besetzt. Ab 1345 war sie an verschiedene Familien verpfändet, verkauft oder belehnt – die Herren über die Burg wechselten also häufig.

In den 1420er Jahren erfolgte die Errichtung des sog. „Bischofsbaus“ mit Küche, der Zwingeranlage mit Doppelturm-flankiertem Burgtor, der Vorburg und des Wartturms am Hohlweg, der das mit Schanzgräben und Hagzäunen umgebene Dorf mit der Burg verband.
1504/05 kam es zur Errichtung eines zweiten Küchenbaus am Bergfried. Außerdem wurde ein seit dem 13. Jahrhundert bestehender zweiter Bergfried zum heutigen „Hinteren Bau“ erweitert.

Im Bauernkrieg blieb die Gamburg dank des Einschreitens Götz von Berlichingens als eine der wenigen Burgen unversehrt. Als Götz den Mainzer Gesandten Dr. Johann Küchenmeister von Gamburg entführte, fiel in diesem Zusammenhang auch das berühmte „Götz-Zitat“.

1546 erwarb Eberhard Rüdt von Collenberg die Gamburg samt Herrschaft durch Tausch vom Mainzer Erzbischof, seitdem befindet sie sich in adeligem Privatbesitz.
Mit seinem Erwerb begann Rüdt von Collenberg den Umbau der Burg im Renaissancestil, welcher allerdings erst kurz vor 1600 vollendet werden konnte.

Anfang des 19. Jahrhunderts kam es trotz durchgängiger Nutzung als Wohngebäude zu einer Phase des Verfalls der Burg. Aber in den 1920er Jahren fanden dann umfangreiche Restaurierungen sowie die Stiftung der heutigen Burgkapelle durch Rudolf Reichsgraf von Ingelheim statt.

Ab den 1980er Jahren führten die heutige Besitzer, die Familie von Mallinckrodt, erneut umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen sowie Forschungen durch. Dabei wurde u.a. der romanische Saalbau mit den genannten „Barbarossa-Fresken“ wiederentdeckt und der Burgpark rekonstruiert.

Die Burgkapelle und das standesamtliche Wappenzimmer bieten einen einzigartigen Rahmen für Hochzeiten.
Seit 2009 finden in der Gamburg Führungen, Veranstaltungen, Tagungen, Kursen und Hochzeiten statt.

Architektur

Im Zentrum der Burganlage mit beinahe ovalem Grundriss steht der romanische Bergfried mit einer Grundfläche von ca. 10 × 10 Metern und einer Mauerstärke von ca. 3 Metern. Anders als viele Türme aus gleicher Zeit weist er kein Buckelquaderwerk, sondern glatte Außenwände auf, die ursprünglich verputzt waren.

Um den Innenhof gruppieren sich die ehemaligen Stallungen, das so genannte Försterhaus sowie das gegenüberliegende „Schloss“, bestehend aus dem Kapellenturm, dem Palas, dem Mittleren Bau sowie dem Hinteren Bau, in dem sich seit 1921 eine Kapelle befindet.

Die Kernburg umgab eine Zwingeranlage mit sechs halbrunden Schalentürmen, einem runden Eckturm, einem äußeren Tor mit zwei Rundtürmen sowie der später zu einem barocken Burgpark gestaltete Halsgraben.

Die Burg in ihrer kulturhistorischen Bedeutung

Die an der Romantischen Straße gelegene Gamburg ob der Tauber ist heute ein Kulturerbe von europäischem Rang.

Ihr ursprünglich romanischer, Ende des 12. Jahrhunderts errichteter Saalbau gehört zu den repräsentativsten des deutschen Hochmittelalters. Bauherr war vermutlich Beringer der Jüngere von Gamburg um 1180. Der Saal im ersten Obergeschoss besitzt eine Grundfläche von 126 m². Er verfügte ursprünglich über eine Fußbodenheizung und ungewöhnlich weite romanische Doppelarkaden aus der Stauferzeit, die mit ihrer Bemalung teilweise erhalten sind.

Die 1986 entdeckten spätromanischen Wandmalereien des Palas sind mit Sicherheit vor 1219 entstanden und gehören damit zu den ältesten erhaltenen profanen Wandmalereien nördlich der Alpen. Leider sind sie nur teilweise erhaltenen, bieten dem Betrachter jedoch noch immer großflächige Szenen des Kreuzzugs Kaiser Friedrichs I Barbarossa.
In Form einer fortlaufenden Bildergeschichte erzählen sie Begebenheiten aus diesem Kreuzzug, an dem Beringer der Jüngere nachweislich mit den Truppen des Würzburger Bischofs Gottfried von Spitzenberg-Helfenstein teilnahm. Insofern geht man davon aus, dass die Malereien auch von ihm in Auftrag gegeben wurden.
Die Malereien zeigen eine frühe Darstellung des Stauferkaisers, die erste Abbildung eines mittelalterlichen Rosspanzers und sogar eine der frühesten Inschriften in deutscher Sprache, sind also insofern einzigartig.

Seit 2001 wird die Gamburg laut der Homepage der Tourismus Region Wertheim als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ („Nationaldenkmal“) gelistet.

Burggarten / Barocker Park

Der noch heute sehenswerte barocke Burgpark entstand im 17. Jahrhundert auf einer künstlichen Terrasse, weitere Burggärten folgten später.

Barocker Burgpark Gamburg

Der inzwischen rekonstruierte Barockgarten mit seinem Nymphenbrunnen, seinem stimmungsvollen Lichtkonzept und seinen botanischen Raritäten ist als integraler Teil einer Burganlage in Deutschland einmalig.
Seit den letzten Jahrzehnten wird er nach alten Vorlagen wiederbelebt und weiterentwickelt und profitiert vom besonders milden Klima des Taubertals.


Hintergrund-Informationen zum Beitrag

Die Gamburg ist auch Quelle des berühmten Götz-Zitates

Am 12. Dezember 1515 entführte dann Götz von Berlichingen, der Ritter „mit der eisernen Hand“, den Mainzer Gesandten und Gamburger Amtmann Dr. Johann Küchenmeister. Dessen Befreiung durch Marx Stumpf gab den Anlass zum originalen Götz-Zitat „er soldt mich hinden leckhenn!“, welches später von Goethe in seinem berühmten Schauspiel verarbeitet wurde.
Fast 10 Jahre später, im Mai 1525, entgeht die Gamburg, obwohl inzwischen Stützpunkt der Bischofsheimer Bauernschaft, dank des Eingreifens Berlichingens nur knapp dem Schicksal der kurz zuvor durch den Hellen Haufen zerstörten „Gralsburg“ Wildenberg. Damit aber wird auf der Gamburg letztlich auch der heute in Europa kulturhistorisch einzigartige Saalbau gerettet.
In Miltenberg arbeitet währenddesssen der wohl aus Gamburg stammende alte Amtskeller Friedrich Weygandt an seinem berühmten Entwurf einer Reichsreform.
  • Die Webseite des Eigentümers enthält viele Informationen zur Burg, u.a. auch Hinweise auf mögliche Führungen etc.

  • Die Gamburg finden Sie hier:

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