Schloss Johannisburg ist ein beeindruckender Bau mit großer Geschichte. Es dominiert das Stadtbild Aschaffenburgs schon von Weitem.
Erbaut kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg hat das Schloss wechselnde Besitzer und schwere Zeiten gut überstanden und zeigt sich nach wie vor in alter Pracht.
Die Anlage besteht aus vier großen Flügeln mit je drei Geschossen. An jeder Ecke befindet sich ein Turm, in den vier Ecken des Innenhofs befinden sich zusätzlich kleinere Treppentürme.
Erbaut von 1605 bis 1614 (also kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg) aus dem Rotsandstein der Umgebung, diente es den Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten bis 1803 als zweite Residenz.
Von 1814 bis zum Ende der Monarchie 1918 gehörte das Schloss der Bayerischen Krone. Heute ist der Freistaat Bayern Eigentümer, die Anlage selbst wird von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betreut.
Im Schloss befinden sich außerdem das Schlossmuseum und die Verwaltung der Museen der Stadt Aschaffenburg.
Baugeschichte des Schlosses
Über die Baugeschichte vorher dort befindlichen mittelalterlichen Burg ist wenig bekannt. Im Jahr 1284 wurde in ihr eine neue Kapelle eingeweiht, außerdem gibt es aus dem 14. Jahrhundert Berichte über den Ausbau der Burg und hier vor allem des Bergfrieds.
Doch bereits diese Vorgängerburg, die sich am gleichen Platz befand, wie heute das Schloss, war zweiter Regierungssitz der Mainzer Erzbischöfe, welche der größten Kirchenprovinz des Heiligen Römischen Reiches vorstanden und zugleich als Erzkanzler des Reiches fungierten. Aschaffenburg war im 13. bis 15. Jahrhundert Ort verschiedener Fürstenversammlungen und Bischofssynoden. Herausragende Gäste waren etwa 1317 König Ludwig der Bayer oder 1383 König Wenzel von Luxemburg.
Eine besondere Bedeutung erhielt der Standort, als sich Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, wegen der Reformation 1539 von Halle nach Aschaffenburg zurückzog. Die mittelalterliche Anlage wurde 1552 im Markgräflerkrieg geplündert und zerstört. Dabei gingen viele von Albrecht nach Aschaffenburg gebrachte Kunstschätze verloren.
1604 gab der neue Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg den Bau des Schlosses in Auftrag. Der Architekt ließ die Überreste der alten Burg weitgehend abreißen, bezog aber den große gotische Bergfried als fünften Turm in den neuen Bau mit ein. Er steht heute gut erkennbar und andersfarbig verputzt in der Mitte des Nordwestflügels.
Der Name des Schlosses hat also einen doppelten Bezug, einerseits zum Schutzpatron Johannes dem Täufer, andererseits zu seinem Bauherrn Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg.
Architektur des Schlosses
Der gesamte Baukörper ist streng symmetrisch gehalten und hat beeindruckende Außenmaße von 87,5 x 86 Metern. Für die Fassaden wurde roter Odenwälder Sandstein aus Steinbrüchen im Raum Miltenberg und Obernburg am Main verwendet. Die dreigeschossigen Seitenflügel haben eine Tiefe von etwa 13,50 Metern. Die achtstöckigen Ecktürme sind 52 Meter hoch, was auch der Breite der einzelnen Flügel entspricht. Im quadratischen Innenhof ergibt sich eine Seitenlänge von 51 Metern. Die Geschosshöhe der Türme entspricht in den drei ersten Stockwerken den Seitenflügeln, so dass sich über die Gesamtbreite eine Flucht von 15 bzw. 16 Fenstern ergibt.
Darüber liegen drei Stockwerke, die der Dachhöhe der Seitenflügel entsprechen. Rund um das darüber liegende siebente Geschoss verläuft um jeden Turm eine Balustrade.
Das achte Geschoss ist schließlich mit einem verjüngten Durchmesser achteckig und bildet die Basis für die ebenfalls achteckigen Kuppelhauben.
Die vier inneren Treppentürme haben vier Stockwerke, von denen das untere quadratisch, die darüber liegenden achteckig geformt sind. Die einzelnen Geschosse der Außenfassade sind durch Gurtgesimse gegliedert, so dass einerseits die Einheit von Türmen und Zwischenbauten betont wird, andererseits der große Baukörper lebhaft gegliedert wirkt. Hierzu tragen auch die profilierten Gewandungen der Fenster bei, die je Geschoss unterschiedlich gestaltet sind.
Einen optischen Höhepunkt bieten schließlich die dreigeschossigen Zwerchgiebel in den Mittelachsen der Zwischenbauten, die die entsprechenden Geschosshöhen der Türme aufnehmen und eine kunstvolle Ornamentik im Stile der italienischen Renaissancearchitektur mit Obelisken aufweisen. Das Schloss ist durch einen breiten, trockenen Schlossgraben eingefasst und im Südostflügel durch eine Brücke zu erreichen. Die heutige, mit einem Balkon und jeweils zwei Doppelsäulen gestaltete Fassung des Hauptportals stammt aus der Erthalzeit.
Die Einweihung des Schlosses erfolgte am 17. Februar 1614, doch dauerte es bis in die Jahre 1618/1619 bis die letzten Bauarbeiten fertiggestellt waren. 1618 begann dann der Dreißigjährige Krieg, der bis 1648 dauern sollte. Diese verheerenden Krieg überstand das Schloss aber offenbar relativ gut. Einer Anektdote zufolge soll ein Kapuzinerpater 1631 durch seine Schlagfertigkeit gegenüber dem schwedischen König Gustav Adolf Schloss und Stadt vor der Plünderung gerettet haben. Gustav Adolf habe auf eine Zerstörung der Anlage verzichtet.
Erzbischof und Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal, der 1792 vor anrückenden französischen Truppen aus Mainz nach Aschaffenburg geflohen war, ließ das Innere des Schlosses gegen Ende des 18. Jahrhunderts klassizistisch umgestalten. Mit Erthal gelangten wertvolle Möbel, über 200 Gemälde, die kurfürstliche Bibliothek, eine Sammlung wertvoller Paramente und eine im Zweiten Weltkrieg verlorengegangene Kupferstichsammlung nach Aschaffenburg.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Aschaffenburg schwer heimgesucht. So wurde auch das Schloss im März und April 1945 durch mehrere Bomben und durch Artilleriebeschuss schwer getroffen und brannte fast vollständig aus. Doch bereits bald nach Kriegsende entstand der Wunsch, das Schloss wieder aufzubauen. Dabei halfen alte Aufzeichnungen aus der Bauzeit. Besonders schwierig gestaltete sich die Wiederherstellung der Turmhauben, die nicht ganz originalgetreu ausfielen. Auch die Zahl der Schlossfenster wurde beim Wiederaufbau erhöht. Die Innenräume wurden nicht restauriert, sondern unter dem Gesichtspunkt der musealen Nutzung neu gestaltet. Insgesamt kostete die Renovierung bis zur Wiedereröffnung des Schlosses im Jahre 1964 mehr als 20 Millionen Deutsche Mark.
Heute beherbergt das Schloss verschiedene Museen und Sammlungen. Dazu gehört auch die Staatsgalerie Aschaffenburg, eine Außenstelle der bayerischen Staatsgemäldesammlungen. In ihr sind unter anderem Gemälde von Rubens, sowie von Lucas Cranach d. Ä., dessen Sohn und einer Reihe von Schülern ausgestellt. Die Cranach-Sammlung gilt als die bedeutendste Europas. Weiterhin zu sehen sind eine Kreuzigungsgruppe von Hans Baldung Grien sowie eine Darstellung des Kardinals Albrecht von Brandenburg als prächtig gekleideter und geschmückter heiliger Martin. Die Sammlung umfasst zudem eine große Zahl niederländischer und flämischer Meister aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
An die Gemäldesammlung schließt sich die Paramentenkammer an, in der wertvolle mit kostbaren Stickereien versehene Messgewänder und andere kirchliche Kleidungsstücke sowie weiteres liturgisches Gerät aus den Sammlungen der Mainzer Erzbischöfe ausgestellt sind.
Im Ostturm des Schlosses ist seit 1969 ein Carillon (Glockenspiel) aus 48 Glocken in 4 Oktaven installiert. Dreimal täglich erklingt es automatisch, kann aber auch von Hand gespielt werden. Von Zeit zu Zeit treten berühmte Carillon-Künstler in Aschaffenburg auf.
Sehr interessant ist auch die mit 54 Objekten weltweit größte Sammlung von aus Kork angefertigten Architekturmodellen, die vorwiegend antike Gebäude aus Rom darstellen. Darunter auch ein Modell des Kolosseums, welches mit seinen drei Metern Durchmesser das größte Korkmodell der Welt ist. Diese Sammlung ist dem Hofkonditor und Phelloplastiker Carl Joseph May und seinem Sohn Georg zu verdanken, welche sich ab 1792 mit dem Bau der Modelle befassten.
Seit 1972 befindet sich auch ein Teil der städtischen Sammlungen im Schloss. Hierzu gehören Skulpturen der Schlossbauzeit, Stadtansichten, Zunftgeräte und Möbel. Besondere Attraktionen sind auch die Sammlungen deutscher und ausländischer Keramik, vor allem aus Fayence, Steinzeug und Porzellan. Aus der Region stammt die reiche Sammlung von Steingut, welches in der Dammer Manufaktur hergestellt wurde.
Aber auch moderne Gemälde werden präsentiert, darunter die Werke der klassischen Moderne von Ernst Ludwig Kirchner und Christian Schad.
Im zweiten Geschoss befinden sich die kurfürstlichen Wohnräume mit den Originalmöbeln des Erzbischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal aus der Zeit um 1800.
Im Schloss befinden sich weiterhin die staatliche Hofbibliothek Aschaffenburg, durch die auch die Stiftsbibliothek Aschaffenburg mit ca. 22.000 Bänden, 86 Handschriften und 586 Inkunabeln verwaltet wird, sowie die Schlosskellerei und die Schlossweinstuben.
Der Schlossgarten zieht sich vom Schloss Johannisburg bis zum Pompejanum und zur St.-Germain-Terrasse.
Aufgrund der Platzverhältnisse um das Schloss Johannisburg – mit einem Kapuzinerkloster in unmittelbarer Nähe – konnte dort nie ein repräsentativer Schlossgarten in barockem Stil angelegt werden.
So entstand die etwas verwinkelte Anlage am Mainufer mit ihren schmalen, geschwungenen Wegen, Laubengängen und Pergolen, Wänden und Sitznischen, Fußgängerbrücken und weiteren Architekturelementen. Schwerpunkt der Bepflanzung sind südländische Pflanzen wie Feige und Agave, die das besondere mediterrane Flair Aschaffenburgs ausmachen und zum Spitznamen Bayerisches Nizza beigetragen haben. Im Schlossgarten befindet sich auch der vom Erzbischof und Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal erbaute Frühstückspavillon.
Hintergrund-Informationen zum Beitrag
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- Das Schloss selbst finden Sie hier: